Auch im Kreis Ahrweiler beteiligen sich Jägerinnen und Jäger an der Brief-Protestaktion, die der Landesjagdverband auf den Weg gebracht hat. Die vorbereiteten Postkarten werden an Ministerin Katrin Eder (Grüne) gesendet, um gegen das geplante Landesjagdgesetz zu protestieren. Neben den dort vorgedruckten Zeilen senden Mitglieder der Kreisgruppe auch persönliche Statements an das Ministerium. So wendet sich etwa der Sinziger Hegeringleiter Thomas Wickord in einem offenen Brief direkt an die Landesregierung und Ministerin Eder:
Quo Vadis Rheinland-Pfalz? Die Reform des Landesjagdgesetzes (Offener Brief an die Landesregierung)
Als Jäger und Bürger dieses Landes musste ich mich mit dem Entwurf des Landesjagdgesetzes Rheinland-Pfalz, das ab 2025 gelten soll, auseinandersetzen. Erschreckende Dinge werden dort von den Regierungsparteien postuliert, Dinge die man so nicht stehen lassen und akzeptieren kann – weder als Jäger noch als Bürger.
Uns Jägern liegt das Wohlergehen des Wildes sehr am Herzen. Nicht weil wir es schießen, sondern weil es lebende Wesen sind, deren Lebensraum – durch Menschen verursacht – beständig eingegrenzt und verkleinert wird. Wer legt denn Wildäcker, Wiesen und andere Biotope an, schafft Hecken und Strauchbereiche für Hasen, Rebhühner, Fasane und Co? Das sind in den meisten Fällen wir Jäger. Wir tun es gerne und freiwillig, investieren hierfür auch eine Menge Geld und vor allem viele Arbeitsstunden.
Da hilft es auch nicht, wenn nun durch das Gesetz neu geregelt wird, dass Rotwild nicht mehr nur in Hegebereichen vorkommen darf. Was wohl einer der wenigen positiven Aspekte dieses Gesetzes ist. Denn: Gleichzeitig wird gesetzlich verankert, dass Dam- und Muffelwild außerhalb von sogenannten Duldungsbezirken (man höre erstaunt dieses Wort) ausnahmslos zu erlegen sind.
Was nicht die einzige Ungeheuerlichkeit dieses Entwurfes ist. Weiter liest man, dass es ab dem 1. November eines Jahres keinen Muttertierschutz mehr geben soll, weil dann die Jungtiere nicht mehr von der Mutter abhängig sind. Grotesk; jeder der aufmerksam durch Wald und Flur streift kann beobachten, dass die Rotkälber und Rehkitze wie auch die Frischlinge nach dem Setzen und auf jeden Fall weit über den 1. November bei ihrer Mutter verweilen und auf deren Fürsorge und Führung angewiesen sind. Diese Vorschrift dient einzig dazu „Strecke“ zu machen, möglichst viel Wild zu erlegen um dadurch den klimaresilienten Waldumbau zu ermöglichen.
Ja, auch das steht im Jagdgesetz – es geht nicht mehr um Hege und Pflege von Wild (§ 2 LJG RLP E), nein es geht nur noch, sehr schön verbrämt und fast nicht lesbar formuliert, um das öffentliche Interesse am Wald und dessen gedeihen. Hege- und Pflege kommen da nicht mehr vor, Tierschutz und Naturschutz am Rande, wichtig ist vor allem eine ordnungsgemäße Land- und forstwirtschaftliche Nutzung und das Vermeiden von Wildschäden. Platt ausgedrückt: Es geht wie so oft nur um wirtschaftliche Interessen, um Umsatz und mögliche Gewinnmaximierung. Profit vor Ethik!
Zurück zu den meines Erachtens nach größten Ungeheuerlichkeiten: So steht z.B. im Entwurf, dass die Jäger zu einem angemessenen Umgangston gegenüber anderen verpflichtet sind. Überspitzt steht da also, dass wir Jäger gefälligst freundlich zu sein haben gegenüber unseren Mitmenschen. Liebe Frau Ministerin Eder, liebe Regierungsparteien: auf welches Niveau glauben Sie sind die Menschen dieses Landes gesunken, dass ein solcher Passus erforderlich ist? In keinem anderen Gesetz habe ich so etwas bisher gelesen! Es ist Schlichtweg eine Unverschämtheit einem vorzuschreiben wie man mit seinen Mitmenschen umzugehen hat!
Aber es geht noch weiter: So werden wir Jäger nun verpflichtet Kitze vor dem sicheren Mähtod zu retten. Wir tun das freiwillig, und haben es immer getan, weil es unter anderem auch unserem Verständnis von Hege und Pflege und der Achtung vor den Lebewesen des Waldes entspricht Diese bisher freiwilligen Leistungen nun gesetzlich verpflichtend zu regeln, mutet mir an wie die Anordnung von Zwangsarbeit. Hier werden Freiheitsrechte eingeschränkt. Ich dachte diese Zeiten seien vorbei.
So bitte nicht; Zwang hat noch nie dazu geführt das Dinge besser gemacht werden.
Jedenfalls werden wir den Aufbau von klimabeständigen Wäldern nicht dadurch erreichen, indem wir die Jäger für ihre Arbeit bestrafen und nahezu alles Wild eliminieren. Höherer Jagddruck führt wie viele Studien belegen zur Verheimlichung des Wildes. Es wird immer tiefer in die Bestände gedrückt, wo es dann Schaden anrichtet. Wenn wir durch verschärfte Bejagung auf diese Weise dem Wild den Lebensraum weiter einengen, wird dem Wald damit nicht geholfen. Im Übrigen darf ich daran erinnern das Wild bereits durch Wälder gezogen ist als es noch keine Menschen gab. Wie durch wundersame Weise hat der Wald das überlebt. Es war immer eine Symbiose zwischen Fauna und Flora die ohne Zutun des Menschen funktioniert.
Die hier vorgesehenen Regularien werden nicht dazu führen, dass es dem Wald dann besser geht, es geht meines Erachtens nur darum im Wild einen Schuldigen zu finden. Frei nach dem Motto: Wenn ich etwas zum Bekämpfen habe wird es nach dem Job schon besser sein.
Nein, Frau Ministerin: Dieses Gesetz gehört zurück in die Versenkung!
Thomas Wickord, Bad Breisig